agile acting - Das Manifest

Organisationen sind lebendige Systeme: Wie so oft, wenn Veränderungen in Organisationen umgesetzt werden sollen, entstehen Spannungsfelder.

Diese Spannungsfelder in Ihrer Organisation sind eine wichtige Grundlage für agile acting: Spannungsfelder entstehen durch entgegengesetzte Positionen, aber alle Punkte auf dem Spektrum der verschiedenen Spannungsfelder haben ihre Berechtigung.

agile acting selber existiert ebenfalls in Spannungsfeldern.

Wir schätzen beide Seiten der Spannungsfelder, aber wir bevorzugen im Zweifel immer die linke Seite:

#1 Handeln wirkt stärker als Reden

Über Themen zu sprechen ist ein wichtiger und hilfreicher Schritt, um eine Organisation in eine neue Richtung zu bewegen. Wir haben aber in jahrelanger Arbeit in und mit Organisationen die Erfahrung gemacht, dass Reden oft zu mehr Reden führt und mehr Reden oft zum Zerreden. Auch bei der Einführung und der Adaption agiler Prozesse ist das immer wieder zu beobachten, obwohl gerade hier die Idee der reflektierten Handlung ("Transparency, Inspect and Adapt") integraler Bestandteil ist. Um eine Organisation zu bewegen, braucht es aber Handlung. Das Psychodrama und agile acting helfen Ihnen dabei, das Stadium des Redens zu verlassen und ins Handeln zu kommen.

#2 Fragen leben kommt vor Lösungen finden

Verschiedene Wirkfaktoren sorgen im Organisationsalltag oft für ein Primat der Lösung. Zeitdruck, Sorge vor zu großer Unruhe oder mikropolitische Strömungen sind nur einige Beispiele, die dafür sorgen können, dass schnell Lösungen für Themen gefunden und umgesetzt werden. Agile Verfahren sind hier besonders anfällig: Durch die zyklische Möglichkeit der Adaption in Form von Retrospektiven entsteht besonders hoher und häufiger Druck für die Schaffung von Lösungen. Das kann hervorragend funktionieren, wenn dabei alle Beteiligten das Gefühl haben, integriert zu werden; in der Realität zeigen sich aber auch hier oft nach kurzer Zeit die oben genannten organisationstypischen Mechanismen. Mit agile acting helfen wir Ihnen dabei, Fragen und damit Spannungsfelder zu erkennen und auszuhalten. Wir sind der Auffassung, dass es nur selten Eindeutigkeiten gibt und dass die gemeinsame Akzeptanz von Fragen und Standpunkten oft besser sind, als eine schnelle Lösung. Dabei nutzen wir zum Beispiel die Möglichkeiten der Soziometrie und des Soziodramas.

#3 Spontanes Tun ist mächtiger als ein perfektes Konzept

Die Angst davor, Fehler zu machen, führt in vielen Organisationen dazu, dass die Bildung von Arbeitskreisen, das Streben nach dem perfekten Konzept und die Schaffung von Lösungen auf dem Papier Vorrang vor dem Tun bekommen. Agiles Arbeiten ist hier konzeptionell grundsätzlich deutlich überlegen und adressiert diese Themen durch Selbstorganisation der verschiedenen Teilsysteme. Aber auch hier kann es in kritischen Phasen zu einem Rückfall in klassiche Muster kommen. Im Psychodrama Morenos und damit im agile acting ist die Spontaneität ein zentraler Wirkfaktor: Im Spiel auf der Psychodrama-Bühne bekommen Themen eine erlebbare Form, Interaktionen finden spontan statt und dabei entsteht eine tiefes gegenseitiges Verständnis. Dadurch wird organisationale Veränderung erheblich vereinfacht und beschleunigt.

#4 Gemeinsames Handeln ist effizienter als einsames Grübeln

Beim agile acting ist der Aspekt des sozialen Handelns, also eben dem Handeln in und durch Gruppen eine Grundbedingung. Insbesondere als Gegensatz zu der Last des Einzelnen, die durch eine übertragene oder übernommene Aufgabe entstehen kann, ist die Dynamik und Vielfalt der Gruppe ein oft nicht genutztes Potential. Sie kennen das vielleicht auch, wenn Sie im Daily Stand-Up-Meeting das Gefühl haben, dass die Frage nach den erledigten Themen von Einzelnen mehrfach nahezu identisch beantwortet wird, aber es auch keinen greifbaren Ansatz bei den Impediments gibt? Verschiedene Arrangements des agile acting helfen hier, Blockaden zu lösen, Teams zu formen und Aufgaben zu erledigen.

#5 Bewegung auf der Bühne ist besser als Stillstand in der Realität

"Jetzt seid doch mal agil!" Wenn eine Vorgesetzte - und sei es auch nur im Scherz - diese Forderung an eine Organisation stellt, dann wird es in vielen Fällen zu ratlosem Verharren kommen. Wozu, was, wie? Wollen wir das überhaupt? Was wird dabei aus meiner Expertise? Ist sie und bin ich noch gefragt? Ähnliche Effekte können natürlich auch jederzeit während durchaus erfolgreicher Agiler Transformationen entsthehen: Protagonisten verlassen die Organisation, ein zentraler Kunde ist plötzlich unzufrieden, Umweltbedingungen ändern sich. Vieles kann zu einer spontanen Blockade führen. Die Psychodrama-Bühne ist ein Ort, auf dem das Ausprobieren von Möglichkeiten ein Zuhause hat. Wenn das Team einmal das Potential einer Veränderung in der sogenannten Surplus Reality erspielt hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Umsetzung im Alltag erheblich gesteigert. agile acting bringt die Möglichkeiten des Psychodramas in ihr agiles Vorhaben.

 

PS: Das Grundprinzip des agile acting Manifests wird agilen Praktikern bekannt vorkommen und wir verweisen gerne auf unsere Inspirationsquelle für diesen Ansatz. Das Agile Manifest fasziniert uns durch seine respekt- und machtvolle Konstruktion. Alle Seiten haben ihre Berechtigung, aber Haltung erfordert im Zweifel eine Entscheidung für eine Seite. Das Original ist hier nochmal zum Nachlesen zu finden.